Bauchaorten-Aneurysma-Check – wann ist er sinnvoll?
Bauchaortenaneurysmen (BAA) sind krankhafte Ausweitungen der Hauptschlagader im Bauch. Sie verlaufen lange symptomfrei, werden oft zufällig entdeckt und können bei einer Ruptur lebensgefährlich sein.
Bauchaortenaneurysmen (BAA) sind krankhafte Ausweitungen der Hauptschlagader im Bauch. Sie verlaufen lange symptomfrei, werden oft zufällig entdeckt und können bei einer Ruptur lebensgefährlich sein. Schätzungen zufolge haben etwa 4–9 % der Männer (verglichen mit rund 1 % der Frauen) ein solches Aneurysma. Die Sterblichkeit einer Ruptur liegt über 90 %. Besonders betroffen sind ältere Menschen: Bei Männern über 65 Jahren zählen Bauchaortenaneurysmen zu einer relevanten Todesursache, zumal Risikofaktoren wie hoher Blutdruck oder langjähriges Rauchen das Fortschreiten begünstigen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wer in der Schweiz von einem AAA-Check profitieren kann.
Wer ist gefährdet?
Stephan Engelberger, Gefässchirurg in Baden, betont, dass Bauchaorten-Aneurysmen oft symptomlos bleiben und appelliert an die Hausärzte, gefährdete Personen zur Ultraschalluntersuchung zu überweisen. Als Hauptrisikogruppe gelten ältere Männer. Empfohlen wird insbesondere ein einmaliges Ultraschall-Screening bei Männern ab etwa 65 Jahren mit Risikofaktoren: Dazu zählen aktueller oder früherer Nikotinkonsum, ein unkontrollierter Bluthochdruck, eine ausgeprägte Gefässkrankheit (etwa periphere Arterienverschlüsse oder eine koronare Herzkrankheit) sowie Fälle von Bauchaortenaneurysma in der Familie. Frauen sind deutlich seltener betroffen: Leitlinien raten, Frauen ohne Rauchvorgeschichte kein Screening anzubieten, und halten fest, dass für rauchende Frauen noch keine eindeutige Empfehlung vorliegt. In der Praxis konkretisiert das Kantonsspital Baden das Vorgehen: Es bietet ein AAA-Screening für alle Männer ab 65 an (und für Frauen ab 65 nur, wenn bereits Herz- oder Gefässleiden vorliegen) und zählt Menschen ab 50 mit familiärer Belastung ebenfalls zu den Zielpersonen.
Screening: Ablauf und Empfehlungen
Der AAA-Check wird typischerweise mit einer schmerzfreien Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader durchgeführt. Einmalig angewendet, ist dieser Ultraschall sehr zuverlässig (Sensitivität etwa 95 %, Spezifität 99 %) und technisch unbedenklich. Entsprechend empfehlen Fachärzte in der Schweiz in Risikogruppen eine einmalige Sonographie der Bauchschlagader zur Früherkennung. In der Schweiz existiert bislang kein flächendeckendes Screeningprogramm, aber Studien zeigen, dass sich der AAA-Check gut umsetzen lässt: Eine schweizweit erhobene Pilotstudie in der Region Tessin untersuchte Männer im Alter von 65 bis 80 Jahren und fand bei 4,2 % ein bislang unbekanntes Bauchaortenaneurysma. Die Kosten lagen dabei bei durchschnittlich etwa 88 Franken pro gescreentem Mann, was die Untersuchung im Verhältnis zum potenziellen Nutzen als kostengünstig erscheinen lässt. Schweizer Leitlinien und hausärztliche Check-up-Empfehlungen sehen daher für gefährdete ältere Männer eine einmalige Ultraschall-Untersuchung vor. Zusätzlich wird in der Fachliteratur allgemein betont, dass ein strukturiertes Screening erforderlich wäre – denn anders als in einigen skandinavischen Ländern gibt es in der Schweiz bislang kein staatlich organisiertes Programm, das gezielt alle Risikopersonen erfasst.
Kostenübernahme und ärztliche Beratung
Die Schweizer Krankenkasse (Grundversicherung) übernimmt nur bestimmte Vorsorgeuntersuchungen nach dem Krankenversicherungsgesetz, etwa Krebsscreenings oder standardisierte Check-ups. Ein allgemeines, präventives AAA-Screening ist nicht Teil des regulären Leistungskatalogs. Ein Ultraschall der Bauchorgane wird im Rahmen eines standardmässigen Check-ups in der Regel nicht empfohlen. Das bedeutet: Erfolgt der Ultraschall ausdrücklich bei berechtigten Verdachtsmomenten oder im Rahmen eines Hausarzt-Checks, kann er als medizinisch notwendig gelten und dann von der Kasse bezahlt werden. Ansonsten müssen Patienten für eine Ultraschallkontrolle der Aorta meist selbst aufkommen oder sie können eine zusätzliche private Zusatzversicherung in Anspruch nehmen, sofern diese solche Früherkennungsmassnahmen einschliesst.
In Abwesenheit eines nationalen Programms kommt den Hausärztinnen und Hausärzten eine entscheidende Rolle zu. Sie kennen ihre Patientinnen und Patienten mit den entsprechenden Risikofaktoren und können den AAA-Check initiieren. Fachexperten betonen, dass solange es kein systematisches Screening gibt, insbesondere die Primärversorgung gefordert ist: Hausärztinnen und Hausärzte sollen Risikopersonen erkennen und bei Verdacht zum Ultraschall überweisen. Auch am Kantonsspital Baden wird Patienten geraten, das Thema im Gespräch mit dem Hausarzt anzusprechen – dieser kann dann eine Überweisung in die Spezialsprechstunde ausstellen. So kann sichergestellt werden, dass ältere Raucher und andere gefährdete Personen auf ein mögliches Aneurysma untersucht werden, bevor sich bedrohliche Symptome zeigen.