Der PSA-Test – Was ist das?

Der PSA-Test gilt als Hoffnung und Streitpunkt zugleich in der Früherkennung von Prostatakrebs. Was misst er genau – und was sagen Studien zu seinem Nutzen?

Diagnostische Reagenzien

In der Schweiz ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Rund 7'300 Männer erkranken jährlich neu daran, wie die Krebsliga Schweiz berichtet. Der PSA-Test – ein einfacher Bluttest – wird oft als erste Möglichkeit zur Früherkennung angepriesen. Doch wie zuverlässig ist dieser Test wirklich? Und wann ist er sinnvoll?

Was misst der PSA-Test?

PSA steht für "prostataspezifisches Antigen" – ein Eiweiss, das von Zellen der Prostata produziert wird. Ein erhöhter PSA-Wert im Blut kann auf Prostatakrebs hinweisen. Allerdings ist PSA nicht spezifisch für Krebs: Auch gutartige Prostatavergrösserungen, Entzündungen oder gar Fahrradfahren vor dem Test können den Wert erhöhen.

Der Test misst die Konzentration von PSA in Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) Blut. Als Grenzwert galt lange 4 ng/ml – doch auch Männer mit niedrigeren Werten können Krebs haben, während hohe Werte nicht zwangsläufig Krebs bedeuten. Ein erhöhter PSA-Wert führt meist zu weiteren Abklärungen wie einer Biopsie.

Der Nutzen – und die Grenzen

In den letzten 20 Jahren haben mehrere grosse Studien untersucht, ob der PSA-Test Leben rettet. Zwei der wichtigsten sind:

  1. ERSPC-Studie (Europa): Diese europaweite Studie mit über 160’000 Männern zeigte, dass regelmässiges PSA-Screening die Prostatakrebssterblichkeit etwas senken kann – um etwa 20 %. Doch um einen Todesfall zu verhindern, müssen laut Studie etwa 781 Männer getestet und 27 behandelt werden. Quelle: NEJM 2009
  2. PLCO-Studie (USA): Diese amerikanische Studie fand keinen Überlebensvorteil durch das PSA-Screening. Kritiker bemängeln jedoch, dass auch die Kontrollgruppe teilweise getestet wurde, was die Aussagekraft einschränkt. Quelle: NEJM 2009
  3. CAP-Studie (Cluster Randomised Trial of PSA Testing for Prostate Cancer): Diese randomisierte Studie mit über 400’000 Männern untersuchte, ob ein einmaliger PSA-Test die Prostatakrebssterblichkeit senkt. Ergebnis: Zwar wurden mehr Krebsfälle entdeckt, aber kein signifikanter Unterschied in der Sterblichkeit. Die Autoren kommen zum Schluss, dass ein einmaliger Test nicht genügt, um Leben zu retten. Quelle: JAMA 2018
  4. Metaanalyse der Cochrane Collaboration (2023): Diese systematische Übersichtsarbeit analysierte die Daten von über 700’000 Männern aus 5 grossen Studien (darunter ERSPC und PLCO). Ergebnis: Leichte Reduktion der Prostatakrebssterblichkeit, aber auch eine klare Zunahme von Überdiagnosen und Überbehandlungen. Die Autoren betonen die Unsicherheit in der Abwägung von Nutzen und Schaden. Quelle: Cochrane Library 2023
  5. ProtecT-Studie (Prostate Testing for Cancer and Treatment): UK, Follow-up 2023: Zwar keine Screeningstudie im engeren Sinn, aber zentral in der Diskussion: Die ProtecT-Studie verfolgte über 1'600 Männer mit lokalisiertem Prostatakrebs über 15 Jahre. Sie verglich drei Strategien: aktive Überwachung, Operation und Bestrahlung. Ergebnis: Keine signifikanten Unterschiede in der Sterblichkeit, aber Unterschiede in den Nebenwirkungen. Quelle: NEJM 2023

Ein zentrales Problem ist die Überdiagnose: PSA-Tests entdecken oft langsam wachsende Tumore, die nie Beschwerden verursacht hätten. Die Folge sind unnötige Biopsien, Ängste – und teilweise Behandlungen mit Nebenwirkungen wie Impotenz oder Inkontinenz.

Empfehlungen in der Schweiz

Die Schweizerische Arbeitsgruppe für Vorsorge und Gesundheit im Erwachsenenalter (CHOPrevent) empfiehlt kein generelles PSA-Screening. Stattdessen wird Männern ab 50 (oder ab 45 bei familiärem Risiko) geraten, sich individuell ärztlich beraten zu lassen. Der informierte Entscheid – shared decision-making – steht im Zentrum.

Die Krebsliga Schweiz betont ebenfalls, dass der PSA-Test nicht als "Routineuntersuchung" anzusehen ist, sondern im persönlichen Kontext diskutiert werden sollte.

Fazit: Wissen hilft entscheiden

Der PSA-Test ist kein perfekter Test – aber auch kein unnützer. Er kann helfen, Prostatakrebs früh zu entdecken, birgt jedoch das Risiko der Überdiagnose. Entscheidend ist, dass Männer gut informiert sind: über Nutzen, Risiken und Alternativen. Wer sich unsicher ist, sollte mit dem Hausarzt oder Urologen eine sorgfältige Risikoabwägung vornehmen.