Prostatakrebs früh erkennen – was Männer in der Schweiz wissen sollten
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart beim Mann – doch gezielte Vorsorge, ein gesunder Lebensstil und informierte Entscheidungen können das Risiko deutlich senken. Was Schweizer Männer ab 45 beachten sollten.
Prostatakrebs ist in der Schweiz nach wie vor die häufigste Tumorerkrankung des Mannes: Im Mittel der Jahre 2017 bis 2021 erkrankten laut Krebsliga Schweiz – Zahlen zu Prostatakrebs jährlich rund 7 800 Männer neu, gut 1 400 sterben pro Jahr daran. Dennoch liegt die Fünfjahres‑Überlebensrate inzwischen bei beeindruckenden 92 Prozent – vorausgesetzt, der Tumor wird früh entdeckt.
Die grössten Risikofaktoren lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen. Erstens die unveränderbaren – Alter, familiäre Vorbelastung und bestimmte Genvarianten – die erklären, warum Urologen Hochrisikopatienten ab 45 Jahren besondere Aufmerksamkeit schenken. Zweitens der Lebensstil: Forschende weisen immer deutlicher nach, dass Ernährungs‑ und Bewegungsgewohnheiten den Verlauf von Entzündungsprozessen, Hormonen und metabolischen Faktoren beeinflussen, die das Prostatakarzinom befeuern können.
In der Früherkennung geht die Schweiz einen eigenen Weg. Im Unterschied zu den flächendeckenden Brust‑ und Darmkrebsprogrammen gibt es für die Prostata bislang kein organisiertes Screening. Die Schweizerische Gesellschaft für Urologie (SGU) bekräftigte in ihrer Erklärung von Januar 2025, dass ein bevölkerungsweites Programm zwar geprüft werde – unter anderem im EU‑Projekt PRAISE‑U – bis dahin aber das «Shared Decision Making» gelte. Heisst konkret: Männer sollen ab 50 Jahren (Risikogruppen ab 45) nach ärztlicher Beratung selbst entscheiden, ob sie einen PSA‑Basistest wünschen. Liegt der Wert unter 1 ng/ml, reicht laut SGU meist ein erneuter Test nach fünf Jahren; bei höheren Werten wird alle ein bis zwei Jahre kontrolliert und gegebenenfalls mit MRT oder gezielter Biopsie nachgefasst. Mehr zum PSA-Test hier:
Tastuntersuchung (Digitale rektale Untersuchung) – wann sie Sinn macht und in welchem Rhythmus
Die rektale Tastuntersuchung war jahrzehntelang das klassische «Männer-Check-up». Heute stufen Fachgesellschaften – auch die Schweizerische Gesellschaft für Urologie (SGU) – sie nur noch als Ergänzung zum PSA-basierten Vorgehen ein, weil kleine oder peripher liegende Tumoren beim Abtasten leicht übersehen werden. Trotzdem bleibt die Methode nützlich, um bei erhöhtem PSA-Wert oder typischen Beschwerden (z. B. nächtlichem Harndrang, Beckenschmerzen) rasch eine erste anatomische Einschätzung zu bekommen.
Wer? Männer, die sich nach Aufklärung für ein PSA-Screening entscheiden oder bereits grenzwertige PSA-Werte haben. Bei familiärer Vorbelastung oder afrikanischer Abstammung empfiehlt sich der erste Tastbefund bereits ab 45 Jahren; alle anderen beginnen meist um das 50. Lebensjahr.
Wie oft? Im Rahmen eines regulären Vorsorgetermins genügt im Allgemeinen eine jährliche DRU, sofern ein PSA-Test parallel abgenommen wird. Liegt der PSA-Basiswert unter 1 ng/ml und gibt es keine Risikofaktoren, halten viele Schweizer Urologen ein Intervall von zwei bis drei Jahren für ausreichend. Zeigt sich jedoch ein auffälliger Tastbefund – etwa eine verhärtete oder asymmetrische Prostata – erfolgt unabhängig vom letzten Termin sofort eine weiterführende Abklärung mit MRT und gegebenenfalls Biopsie.
Gesunder Lebensstil
Die Krebsliga Schweiz empfiehlt im Einklang mit dem Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung, den Teller vor allem mit Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchten und Obst zu füllen, rotes sowie industriell verarbeitetes Fleisch zu reduzieren und Alkohol nur in geringen Mengen zu geniessen. Das entspricht auch den Daten, die am EAU‑Kongress 2025 präsentiert wurden: Eine vorwiegend pflanzenbasierte oder mediterrane Ernährung senkte das Erkrankungs‑ und Rezidivrisiko signifikant, ohne auf Genuss verzichten zu müssen – Olivenöl, Fisch und ein Glas Rotwein zum Essen inklusive. Ein lesenswerter Überblick findet sich bei Medical Tribune.
Bewegung wirkt doppelt: Sie hält das Gewicht im Zaum und bremst gleichzeitig jene hormonellen Kaskaden, die aggressives Tumorverhalten begünstigen. Das Bundesamt für Sport und die Plattform hepa.ch raten Erwachsenen zu mindestens 150 Minuten Ausdaueraktivität mit mittlerer Intensität pro Woche oder 75 Minuten intensiver Aktivität – gerne aufgeteilt auf mehrere Tage. Schon regelmässiges Velofahren zur Arbeit oder zügiges Spazieren reicht, um laut epidemiologischen Analysen das Prostatakrebs‑Risiko um rund ein Drittel zu drücken.
Wer raucht, legt dagegen Drauf: Eine skandinavische Kohortenstudie zeigte, dass erkrankte Männer, die weiter zur Zigarette greifen, ihr spezifisches Sterberisiko um gut 20 Prozent erhöhen. Ein Grund mehr, den Glimmstängel endgültig zu verbannen, wie Prostata‑Hilfe Deutschland zusammenfasst.
Was Nahrungsergänzung angeht, mahnt die Wissenschaft zur Nüchternheit. Die grosse, durch das National Cancer Institute finanzierte SELECT‑Studie fand weder für Selen noch für Vitamin E einen schützenden Effekt – im Gegenteil: Vitamin E allein erhöhte die Erkrankungsrate um 17 Prozent. Fachgesellschaften raten deshalb, Supplemente nur bei nachgewiesenem Mangel einzunehmen und sich statt auf Pillen lieber auf eine ausgewogene Kost zu verlassen.
Fazit
Unterm Strich lässt sich festhalten: Ein gesunder Lebensstil mit viel pflanzlicher Kost, regelmässiger Bewegung, Nikotin‑ und Alkoholverzicht sowie einer risikoadaptierten PSA‑Früherkennung kann das persönliche Risiko senken. Wer sich unsicher ist, findet kompetente Beratung bei der kostenlosen Hotline der Krebsliga Schweiz oder direkt bei der Haus‑ beziehungsweise Urologiepraxis.