Welche Check‑ups brauche ich wirklich? – Eine Übersicht nach Alter & Geschlecht

Von der ersten HPV‑Abstrichkontrolle bis zur Darmspiegelung mit 70: Wer in der Schweiz gesund bleiben will, steht vor einer wachsenden Check‑up‑Palette. Doch welche Untersuchungen sind tatsächlich belegt – und ab wann? Ein Leitfaden durch die Lebensphasen.

Alter Mann mit Vergrösserungsglas

Das junge Erwachsenalter (20 – 39) – Das Fundament legen

In den Zwanzigern und frühen Dreissigern entscheidet vor allem der Lebensstil über spätere Risiken. Ein jährlicher Basis‑Check beim Hausarzt – Blutdruck, BMI, Impfstatus – genügt meist. Für Frauen startet ab 21 Jahren das Zervixkarzinom‑Screening (Pap‑Test alle drei Jahre; alternativ ab 30 Jahren HPV‑Test alle fünf Jahre, sobald die Kassen eine Kostendeckung beschliessen).

Wer familiäre Hautkrebs‑Anlagen oder viele Muttermale hat, sollte zudem einmal jährlich zur Dermatoskopie. Sexuell Aktive mit häufig wechselnden Partnern profitieren von STI‑Tests im Rahmen der jährlichen Routine.

Midlife (40 – 49) – Risikofaktoren im Blick

Ab Mitte Vierzig häufen sich kardiometabolische Stolpersteine. Die ESC‑Leitlinien empfehlen ab 40 Jahren bei Männern und 50 Jahren bei Frauen eine systematische Risikoabschätzung (Cholesterin‑Panel, Nüchternzucker oder HbA1c, Blutdruck, Raucherstatus).

Ein Ruhe‑EKG ist nur dann sinnvoll, wenn Symptome oder starker Familienb ezug vorliegen. Frauen, die früh in die Menopause kommen, sollten bereits jetzt einen Basis‑Knochendichte‑Scan (DXA) erwägen.

Kolorektale Vorsorge ist bei Durchschnittsrisiko noch kein Muss; wer jedoch Verwandte ersten Grades mit Darmkrebs unter 50 hat, beginnt zehn Jahre vor deren Diagnose mit iFOBT oder Koloskopie.

Ab 50 – Die klassische Vorsorge‑Dekade

Mit dem Fünfziger beginnt die eigentliche Screening‑Hochsaison.

Darmkrebs: Seit Anfang 2025 übernimmt die Grundversicherung den Stuhlblut‑FIT alle zwei Jahre oder die Koloskopie alle zehn Jahre bis 74.

Brustkrebs: Wo kantonale Programme existieren, laden sie Frauen zwischen 50 und 74 alle zwei Jahre zur Mammografie ein (franchisefrei). In Kantonen ohne Programm entscheidet die Frauenärztin individuell.

Herz & Stoffwechsel: Cholesterin‑, HbA1c‑ und Blutdruck‑Checks bleiben im Drei‑Jahres‑Takt sinnvoll; wer viele Risikofaktoren kombiniert, ergänzt einen Koronarkalk‑CT oder Carotis‑Ultraschall.

Prostata: Für Männer heisst es „Shared Decision Making“: Der PSA‑Test kann Leben retten, führt aber auch zu Überdiagnosen. Experten raten zu einer individuellen Abwägung zwischen 55 und 69 Jahren, Wiederholung maximal alle zwei Jahre.

Haut & Lunge: Langjährige Raucher (≥30 Pack‑Years, 55–80 J.) diskutieren ein Low‑Dose‑CT‑Screening; Sonnengänger halten an der jährlichen Hautkontrolle fest.

65 plus – Funktionschecks statt Marathon‑Screening

Die Effektivität mancher Krebs‑Screenings nimmt mit dem Alter ab, doch andere Checks rücken in den Vordergrund:

  • Knochendichte: Alle Frauen ab 65 und Männer ab 70 sollten mindestens einmal ein DXA erhalten; Intervalle richten sich nach Ausgangswert.
  • Seh‑ und Hörvermögen: Ab 70 alle zwei Jahre, um Stürze und soziale Isolation zu verhindern.
  • Herz‑Kreislauf: SCORE2‑OP‑Kalkulator oder ein umfassender Gefäss‑Check können helfen, Therapien anzupassen.
  • Darmkrebs: Das organisierte Screening endet in der Schweiz mit 74. Bei guter Fitness ist eine letzte Koloskopie vertretbar.

Für Prostatakrebs raten Fachgesellschaften ab 70 von weiteren PSA‑Tests ab; Nutzen und Schaden kehren sich um.

Wo Individualität beginnt

Empfehlungen sind Leitplanken, kein Fliessband. Eine sportliche 68‑Jährige mit unauffälliger Familienanamnese braucht andere Intervalle als ein 52‑jähriger Raucher mit Hypertonie. Deshalb gilt:

Risikoprofil klären – genetisch, familiär, Lebensstil.

Shared Decision Making – Abwägen von Nutzen, Risiken und persönlichen Werten.

Resultate umsetzen – Ein auffälliger HbA1c hilft nur, wenn er Bewegungs‑ und Ernährungsgewohnheiten verändert.

Fazit

Wer sich an Alters‑ und Geschlechtergrenzen orientiert, vermeidet Überdiagnosen und verpasst doch keine lebensrettende Chance. Die Faustregel: Früh Risikofaktoren managen, ab 50 krebstauglich werden und im Alter die Funktionsfähigkeit schützen. So bleibt der Check‑up ein kluger Kompass – und kein blindes Ritual.